Kürzlich ernannter Botschafter Joseph Baek-Man Lee im Interview mit „Cheminons avec Marie qui défait les nœuds 

Es ist ein ganze besonderer Katholizismus: gegründet durch Laienmissionare, der Verfolgung getrotzt und mit hundert Heiligen gekrönt, ist der fast 6 Millionen starke Katholizismus in Südkorea einer der schnellst wachsenden Teile der katholischen Kirche weltweit.

„Cheminons avec Marie qui défait les nœuds “ hat mit Botschafter Joseph Baek-Man Lee in seiner Residenz in Rom über den Glauben in seinem Land gesprochen.
Die ersten Missionare erreichten Busan, Korea am 27. Dezember 1593 entsandt durch spanische Jesuiten. Christen konnten sich aber – besonders unter der japanischen Besatzung – nur bedingt ausbreiten und so wird der eigentliche Beginn der Glaubensverbreitung auf 1784 datiert, als Yi Seung-hun in China mit dem Namen Peter getauft wurde. Er brachte religiöse Schriften nach Korea und predigte und taufte viele seiner Landsmänner. So breitete sich die Kirche in Korea ohne Priester bis 1836 aus, bis Missionare und Klerus aus Frankreich ihren Dienst dort begannen.

Die Kirche erlitt im 19. Jahrhundert schwere Verfolgung während der „Joseon Dynastie“, weil Katholiken gegen den Brauch der Ahnenanbetung verstießen . Tausende fielen der Regierung zum Opfer, 103 von ihnen wurden durch Papst Johannes Paul II 1984 heiliggesprochen.
Die katholische Kirche hat ihre starke Stimme in der Öffentlichkeit aber beibehalten.
„In der Vergangenheit unter der Militärregierung in Korea haben katholischen Führungspersönlichkeiten eine sehr prominente Rolle in Korea gespielt. Ein Beispiel dafür ist Kardinal Stephanus Kim Sou-hwan […]“, erklärte Botschafter Lee.

Kardinal Stephanus Kim Sou-hwan
Kardinal Kim war der Erzbischof von Seoul und wurde in den 70er und 80 Jahren die Gallionsfigur der Demokratiebewegung unter der Militärdiktatur. Kim war nicht nur der jüngste Kardinal, der je kreiert wurde, er gilt heute als das älteste Mitglied des Kardinalskollegiums und der erste koreanische Kardinal überhaupt.
Während der turbulenten Zeit setzte sich Kim für den Schutz der Studenten und anderer Regimekritiker ein. Er predigte von der Kanzel gegen Regierungsminister und sagte dem Diktator in einem persönlichen Treffen: „Ich fühle mich wie in einem Cowboy-Film. Wer als erster die Pistole zieht, scheint zu gewinnen.“
So gilt der Katholizismus seither als Religion, die den Frieden fördert. „Die Katholische Kirche wird als Kraft für den Frieden angesehen […] Eine Gallup-Studie hat bewiesen, dass 76 Prozent der Katholiken Koreas ein positives Bild von Papst Franziskus haben“, erklärte Botschafter Lee bezüglich Franziskus Förderung des Friedens zwischen Nord- und Südkorea.
Aber auch die Marienfrömmigkeit ist weit verbreitet.
„Ja, ganz besonders in Maria sehen koreanischen Katholiken eine zentrale Figur ihres Glaubens; sie verehren sie gerne. Wie in jedem Land hat der Vater in Korea die Rolle des strikten Familienoberhaupts. Er stellt die Natur dar. Die Rolle der Mutter hingegen ist die Vergebung, die sanfte mütterliche Zuneigung. Für Koreaner ist die Jungfrau Maria die absolute Liebe einer Mutter zu ihren Kindern,“ so Lee.

Mutterliebe heißt Marienliebe im Land und die Bischofskonferenz hat den Mai als besonderen Marienmonat auserwählt; da die schönsten Blumen im Mai blühen, so blühe auch die Blume der Jungfrau.
Viele Pfarreien organisieren Pilgerfahrten zu Marienheiligtümern und besonderen Grotten, die der Jungfrau geweiht sind. Marienstatuen werden mit Blumen geschmückt, Pfarreien und die Legio Mariae organisieren Gebetsvigilien und Rosenkranzgebet bei Kerzenlicht.
Auf diese Weise wird die Beziehung der Katholiken zu ihrer himmlischen Mutter gestärkt.
Nicht nur der Katholizismus breitet sich mit rasanter Geschwindigkeit aus. Auch protestantische Gruppen zählen viele Mitglieder. 11 Prozent der Christen sind katholisch, 18 Prozent protestantisch. Zusammen bilden die Christen die größte religiöse Mehrheit im Land.
Joseph Lee erklärt dazu: „Es handelt sich hierbei um ein sehr sensibles Thema in Südkorea. Innerhalb der Protestanten gibt es ein weites Spektrum, wenn es um politische oder soziale Themen geht. In der sogenannten ‚Einheitsbewegung‘ wird versucht, einen Dialog zwischen Katholiken und Protestanten herzustellen. In dieser Bewegung versuchen Katholiken mit Protestanten gut zusammenzuarbeiten. Das größte Hindernis sind die progressiven Haltungen der Protestanten, die nicht mit den konservativen katholischen Haltungen vereinbar sind.“
In den 1960er und 70er Jahren begann die Bevölkerung durch Erlaubnis von Abtreibung zu schrumpfen. Besonders in den 80er Jahren fanden viele Abtreibungen von weiblichen Kindern statt, da männlicher Nachwuchs ein höheres Ansehen genoss. 2017 erklärte die Regierung, dass sie die Abtreibungsregelung neu klären würde, sobald Leerstellen im hohen Gerichtshof besetzt sind. Derzeitiger Präsident Südkoreas, Moon Jae-in ist katholisch.
Einen tiefen Eindruck hat Papst Franziskus während seiner Reise gemacht: „2014 tröstete Papst Franziskus die Bevölkerung Südkoreas und alle Familien, die Angehörigen bei den Schiffsunglücken verloren hatten. Letzten Oktober war der Präsident Moon Jae-in zu Gast im Vatikan und der Papst hat ihm bestätigt, Nordkorea besuchen zu können, sobald er eine Einladung aus Nordkorea erhalten würde. In diesem Sinne sind die Südkoreaner dem Papst für seine Gesten und seinen starken Willen dankbar, sich für den Frieden einzusetzen.“

Möge Maria Knotenlöserin  für die Gläubigen in Südkorea Fürsprache halten, möge sie ihnen Mut und Zivilcourage geben, für das Leben und die Wahrheit einzutreten und möge der Knoten sozialer Ungerechtigkeit gelöst werden.
Jan Bentz
Schlüsselworte : Maria Knotenlöserin, Südkorea, Kardinal Stephanus Kim Sou-hwan, Joseph Baek-Man Lee, Yi Seung-hun

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